Sonntag, 4. November 2007

04. November 2007, 3 Monate bei uns



Während ihre Verwandten in der freien Wildbahn wohl schon seit Anfang Oktober schlafen, machen Picco, Luigi und Gianni noch keine Anstalten. Das könnte natürlich an der Zimmertemperatur liegen. Aber eigentlich sollte es eher von den kürzer werdenden Tagen gesteuert sein. Auch sieht es noch nicht so aus, als würden sie sich ein Fettpolster anfressen, oder träge werden. Jeden Abend pünktlich erwacht einer nach dem anderen und macht dann die Nacht zum Tag. Dazu haben sie sich ein neues, nervtötendes Spiel ausgedacht. Wegen ihres übermäßigen Bewegungsdranges habe ich ihnen ein Rennrad zur Verfügung gestellt, obwohl das ziemlich umstritten ist. Aber sie ignorieren es völlig. Vielmehr rennt einer an der vorderen Käfigwand hoch, an der Decke nach hinten, auf der halben Käfigtiefe an einem senkrechten Ast herunter und über einen weitern Ast nach vorn, um dann wieder neu zu beginnen. So beschreibt er ein Oval von etwa 40cm Durchmesser, das er in einem Tempo abrennt, dass jeder Hamster in seinem Rennrad vor Neid erblassen würde. Ein weiterer Bilch hat sich diesen Trick abgeguckt und beschreibt einen weiteren Kreis, der aber nur halb so groß ist und direkt hinter dem des anderen liegt. Da wird einem vom Zusehen schwindelig.
Der dritte schaut dem wilden Treiben nur zu und benutzt die abwechslungsreiche Käfigeinrichtung in ihrer eigentlichen Funktion.
Auseinanderhalten können wir die drei schon lange nicht mehr. Nach mehreren flüchtigen Blicken auf den wirklich kleinen Unterschied, bin ich inzwischen der Meinung, dass es sich um ein Männchen und zwei Weibchen handelt. Aber beschwören möchte ich das nicht, da sie nie lange genug stillhalten.
Um ihnen den Winterschlaf schmackhaft zu machen, habe ich ihnen einen schön ausgepolsterten Vogelnistkasten als Schlafquartier angeboten. Den haben sie auch sofort bezogen und liegen nun in trauter Eintracht alle drei darin. Kommt man dem Kasten zu nahe, ist ein ärgerlichen Rascheln, Gurgeln und Murren zu hören. Inzwischen füttere ich vermehrt mit Nüssen, Haferflocken und Sonnenblumenkernen, um sie zum Zunehmen zu verleiten. Die Raumtemperatur absenken geht nicht so einfach, da dann unsere drei alten Degu-Damen vermutlich protestieren würden.
Eigentlich würden wir die drei Siebis vermissen, wenn sie sich nun für 7 Monate zum Schlafen zurückziehen, aber andererseits sind sie wohl nur dann im nächsen Jahr in der Lage, Junge zu bekommen. Und das wäre natürlich die Krönung für unsere Bemühungen: Wenn sie in der Nähe blieben und wir sie noch manchmal beobachten könnten. Denn an ihren Fundort, das rund 1000 Kilometer entfernte Astano, können wir sie nicht zurückbringen.

Dienstag, 25. September 2007

25. September 2007, 6 Wochen bei uns






Heute gibt es wieder einige neue Fotos. Das durchschnittliche Gewicht beträgt jetzt 86 Gramm. Wenn man nur genug Geduld hat, kommt hin und wieder auch ein Siebenschläfer freiwillig aus seinem Käfig. Dann turnt er ausgelassen auf dem Arm herum. So war es auch vorgestern. Doch schnell war ihm der Arm nicht mehr genug und schon flitzte er über die Sofalehne und anschließend an der Tapete senkrecht die Wand hinauf. Da hing er dann in 3,20 m Höhe und sah sich uns von oben an. Alles locken, schimpfen und ignorieren half nichts. Und da er nicht aussah, als ob er seinen Aussichtspunkt jemals freiwillig verlassen wollte, mussten wir ihm zu später Stunde mit einem langen Kochlöffel zu Leibe rücken. Nur widerwillig gab er seinen Platz auf und ließ sich in den Käfig zurückbringen.
So wuselig die Kerlchen sonst sind, gestern hielt einer in Carolins Hand ein gemütliches Kurzschläfchen.

Freitag, 14. September 2007

14. September 2007, 31. Tag





Die Siebenschläfer sind nun etwa 7 Wochen alt. Nichts erinnert mehr an die hilflosen kleinen Wesen auf der Straße. Putzmunter springen sie im Käfig herum und werden von Tag zu Tag schöner. Leider sind sie auch sehr scheu und lassen sich ungern anfassen.
Allerdings ließ sich heute einer (Piccolo) herauslocken und wiegen. Er bringt 67 Gramm auf die Waage und Gianni ist vermutlich sogar noch schwerer. Das Fell ist schön nachgewachsen und superweich.
Das ist alles sehr erfreulich. Einziger Wermutstropfen zur Zeit sind die Millionen Obstfliegen, die wegen des Bilch-Futter-Napfes im Käfig herumfliegen.
Da es zur Zeit wenig Spannendes zu berichten gibt, gibt's ein paar mehr Bilder zum anschauen.
Das Bild vom "nackten Bilch" ist übrigens 5 Tage alt. Das letzte Bild ist von gestern.

Freitag, 7. September 2007

6. September 2007, 23. Tag


Nun bin ich ganz sicher, mit den Siebenschläfern geht es aufwärts. Alle drei haben die 40g Gewichtsmarke geknackt. Das Fell wächst deutlich sichtbar nach und es entstehen keine neuen kahlen Stellen. Ich beende nun (wie vom TA geraten) nach 7 Tagen die Behandlung und werde abwarten.
Gianni ist im Moment der Schwerste und Schönste, er wog nach dem Abendbrot 52 Gramm und hat nun ein schön behaartes, ganz weiches Schwänzchen (obwohl "buschig" noch anders ist).
Luigi wiegt 46 Gramm und auch bei ihm sprießen die Haare, nur Bauch und Schwanz werden noch ein wenig Zeit brauchen.
Ähnlich sieht es mit Piccolo unserem ehemals Kleinsten aus. Er wiegt nun 47 Gramm.
Sie futtern, was das Zeug hält, am Liebsten immer noch Baby-Obstbrei. Daraus folgt dann auch eine gut funktionierende Verdauung. Das auf dem Foto abgebildete Küchentuch muss täglich durchnässt gewechselt werden, der Boden des Käfigs alle 2 Tage. Leider macht ihre Unsauberkeit auch vor ihrem Schlafplatz nicht Halt und so fange ich jetzt schon an "Bilch-Bettwäsche" zu waschen. Wegen der zur Zeit ziemlich kalten Temperaturen, habe ich ihnen weichen Stoff für ihre Schlafröhre spendiert (Küchenkrepp hatten sie immer sofort entfernt).
Das Leckermäulchen da oben ist übrigens Luigi. Dank ihres unterschiedlichen Fellausfalls lassen sie sich zur Zeit wieder ganz gut auseinander halten. Mal sehen, wie lange noch.

Dienstag, 4. September 2007

3. September 2007, 20. Tag


Heute habe ich zum ersten Mal beobachtet, wie ein Bilch aus dem Wassernapf trank. Das können sie also auch schon. Außerdem war endlich mal einer deutlich zu hören. Während ich vorher bei ihnen nur selten einen leisen vereinzelten Ton hörte, hat jetzt einer der drei einen längeren "Monolog" gehalten. Die Töne sind nur sehr schwer zu beschreiben. Muss auch ein langweiliges Thema gewesen sein, denn es hat ihm keiner geantwortet. Wahrscheinlich war es eine Schimpftirade wegen meiner medinzinischen Behandlung.
Hab mich mit einem Rote-Beete-Würfel bei ihm entschuldigt, den er relaxed an der Decke hängend verspeist hat.
Gerade eben hängt ein Siebenschläfer kopfüber am Käfiggitter und knabbert an einem Stück Walnuss, muss wohl eine bevorzugte Fresshaltung sein. Schade, dass nicht mal alle gleichzeitig da hängen, dann könnte man mal einen Geschlechtervergleich anstellen.

Sonntag, 2. September 2007

2. September 2007, 19. Tag

Heute fand die abendliche "Einbalsamierung" mal ohne die nervige Flucht eines Patienten statt. Seit gestern benutze ich einen Fleece-Handschuh. Darin hat man zwar nicht gerade Fingerspitzengefühl, aber die Bilche können mich nicht mehr beißen und winden sich aus dem weichen Material nicht gar so aalglatt heraus.
Eindeutig ist nun zu erkennen, dass (vermutlich bei Gianni) auf dem großen dunklen Fleck am Rücken neues Fell nachwächst. Es ist zwar noch sehr kurz, aber wir haben Grund zur Hoffnung.
Nach der Prozedur gibt es nun immer etwas Fruchtzwerg-Banane auf der Küchenwaage serviert. Sozusagen als Belohnung für erlittenes Elend. Dabei kann man dann prima ablesen, dass alle Siebenschläfer zur Zeit etwa 38 Gramm wiegen. Wenn alle wieder im Käfig sind, gibt es dann "Abendbrot". Heute gibt es geriebenen Apfel, Kiwistücke, Pfirsichstücke, Körnerfutter der Degus und Rote-Bete-Würfel. Außerdem habe ich einen neuen Haselnusszweig zum Knabbern, Klettern und Spielen spendiert. Sozusagen "Bilch-Überraschungs-Ei".
Nun sitzen alle etwas untätig herum und warten, dass es schön dunkel wird.

1. September 2007, 18. Tag


Die Siebenschläfer sind nun nach unserer Schätzung ca. 5 1/2 Wochen alt.

Täglich muss ich sie mit der Behandlung quälen und was sie davon halten, schreiben sie mit ihren spitzen Zähnen deutlich in meine Finger. Allerdings sind sie nicht sehr nachtragend und kommen anschließend zum Füttern zum Löffel. Aber freiwillig auf die Hand kommt keiner mehr gerne. Das habe ich nun davon.

Ihr Aussehen ist nicht viel besser geworden. Komischerweise sind neue kahle Stellen im grauen Fell anfangs rosa und alte werden nun dunkelgrau. Bedeutet das einen Anflug von Haarwachstum – ich wäre so glücklich. Aber so richtig Haare kann man noch nicht sehen.

Heute wiegen sie zwischen 34 und 38 Gramm.

Sie bekommen immer noch Baby-Obstbrei, Apfelstücke, Banane, Kiwi, hartgekochtes Eiweiß, Rosinen und etwas Degufutter. Meist ist alles, bis auf wenige Stücke, die herabgefallen sind, weggefuttert.

29. August 2007, 15. Tag


Alle drei in ein Plastik-Mini-Terrarium mit Küchentüchern gepackt und gehofft, dass ich sie beim TA nicht rausnehmen muss. Seit unserem Autobahnerlebnis hab ich Angst, sie könnten wieder mal aus der Hand entwischen. Sie sind wirklich schwer festzuhalten, da sie sich geschickt aus der Hand herauswinden.

Der TA ist nicht schlecht überrascht, kann seine neuen Patienten jedoch durch die Scheiben und von oben gut betrachten. Ich brauche sie nicht herauszunehmen. Dabei sind sie heut ganz lieb, sind müde und drehen und wenden sich in ihrer Box, so dass der TA jeden gut von fast jeder Seite betrachten kann. Er hat noch nie Siebenschläfer behandelt, meint aber, Milben ausschließen zu können, da er auch mit Lupe nichts entdecken kann. Außerdem würden Milben zu blutigen Wunden führen, die an den Bilchen nicht zu sehen sind.

Er tippt auf Pilzbefall, ausgelöst durch Stress. Ich soll täglich einmal die betroffenen Stellen mit „Surolan“ beschmieren und die Hoffnung nicht aufgeben, da Pilzbefall meist eine langwierige Sache ist.

So ganz überzeugt bin ich noch nicht, aber schließlich ist er der Arzt.

Zu Hause stehe ich dann vor der Schwierigkeit. Hält man einen Bilch relativ sicher in der Hand, sind 90% seiner Körperoberfläche von der eigenen Hand bedeckt und die betroffenen Stellen fast nicht zu treffen. Hält man ihn weniger sicher, nutzt er die Chance sofort zur Flucht unters Sofa, wie die Tiere uns in den nächsten Tagen mehrmals beweisen werden. Das alles ist wenig geeignet, um keinen Stress aufkommen zu lassen. Eigentlich müsste langsam auch ich Haarausfall bekommen, so wie mich die Kleinen ins Schwitzen bringen.

Bei der Gelegenheit wird gleich noch der Käfig ausgeräumt und desinfiziert. Nach der Behandlung mit „Surolan“ putzen und kratzen sich die Bilche wie verrückt. Jedenfalls schlimmer, als ich es je zuvor beobachtet habe. Ist die Behandlung wirklich richtig???

Sie sind nun nicht mehr sicher zu unterscheiden, wiegen alle so zwischen 28 und 31 Gramm. Die Gewichtszunahme stagniert also auch.

28. August 2007, 14. Tag


Der Tierarzt hat erst morgen wieder Sprechstunde und wer weiß, ob er sich mit solchen Tieren auskennt.

Außer der optischen Beeinträchtigung benehmen sich die drei aber völlig normal. Nur die Stellen werden mehr und größer. Irgendwelche kleinen Tiere kann ich nicht erkennen.

27. August 2007, 13. Tag


Da gehen die Sorgen schon wieder weiter. Alle drei haben ziemlich große kahle Stellen im Fell, am Rücken, Kopf, Beinen und wenn man sie umdreht die gesamte Brust. Woran kann das liegen? Reißen sie sich die Haare gegenseitig aus? Oder verletzen sich am Käfig? Die Stellen sind allerdings nicht blutig, nur haarlos und rosa. Auch die Schwänzchen sind wieder fast völlig nackt. Man sieht sie aber auch nicht übermäßig kratzen und putzen. Das geliebte Internet tippt auf Milben- oder Pilzbefall, aber warum dann prompt mit Einzug in den neuen Käfig? Könnte ja vielleicht auch eine Allergie sein, aber dann gleich bei allen dreien?

Appetit und Verdauung sind völlig in Ordnung.

Morgen gehen wir zum Tierarzt.

26. August 2007, 12. Tag


Nachdem nun sogar unser Kaninchen nachts aus seinem Käfig ausgebrochen ist, um etwas Nachtruhe zu bekommen, müssen die Siebenschläfer das Kinderzimmer verlassen. Es war zu erwarten und so ziehen sie nun in mein Zimmer um. Dort fühlen sich höchstens noch die Degus gestört, aber die sind ja selbst einigermaßen nachtaktiv (jedenfalls beschweren sie sich nicht).

Wir wiegen sie meist abends nach dem Fressen.

Luigi 30g

Gianni 28g

Piccolo 28g

Picco hat ganz schön aufgeholt und ist größenmäßig kaum noch zu unterscheiden. Überhaupt werden sich die drei immer ähnlicher und unsere Erkennungsmerkmale verschwinden.

Gestern sind uns ganz kleine kahle Stellen an ihnen aufgefallen, die heute schon deutlich größer sind.

24. August 2007, 10. Tag


Heute dürfen die drei umziehen. Endlich keine Greifer von oben mehr und endlich Aussicht in die Runde.

Sicher bewegen sie sich über die Äste und Zweige und die befürchteten Stürze finden nicht statt. Wenn sich zwei auf einem dünnen Ast begegnen, benutzt einfach einer die Unterseite zum Weiterlaufen.

Nach kurzer Zeit düst einer sogar an den Gitterwänden im Affentempo entlang. Es sieht aus, als hätten sie einen Mordsspaß - und wir auch beim Beobachten. Schade, dass sich das meiste spät in der Nacht abspielt.

Gefüttert werden sie mit Obststücken im Käfig. Dazu gibt es immer noch ihren geliebten Obstbrei vom Löffel oder Näpfchen und Baby-Karottenbrei mit Huhn. Einer ist begeisterter Rosinen-Fan und auch an Walnuss-Stücken wird genagt.

23. August 2007, 9. Tag



Sie haben alles gut überstanden und benehmen sich wie immer. Nach Wäschewaschen und Baumarkbesuch beginne ich den Bau eines Käfigs. Ein Bilchparadies soll er werden und schön soll er auch noch aussehen. Es macht mehr Arbeit und dauert länger als erwartet, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Allerdings müssen Luigi, Gianni und Piccolo noch eine Nacht in ihrem Karton verbringen, ehe alles eingerichtet ist.

Sie wiegen übrigens zwischen 20 und 22 Gramm.

22. August 2007, 8. Tag



Abreise. Das Auto ist gepackt. Zuletzt steigen die Bilche und wir ein. Ihren alten großen Pappkarton nehmen wir mit, um die erste Zeit zu Hause zu überbrücken. Um 8.00 Uhr ist Abfahrt. Die Bilche schlafen den größten Teil der Reise. Etwas flau ist uns vor dem Grenzübergang, sollten wir wirklich kontrolliert werden, weiß ich nicht, was uns erwartet.

Es geht alles gut.

Kurz nach der Grenze wollen wir die Bilche mit Baby-Obstbrei aus dem Gläschen füttern. Alles ist vorbereitet dafür. Doch Luigi springt völlig unerwartet von meiner Hand und rennt nun vorn im Auto durch die Gegend. Riesenschreck bei 110 km/h auf der Autobahn. Ich kann ihn nicht finden. Motorraum? Straße? Der Winzling kann sich überall verkrochen haben. Im Notparkhafen halten wir, trauen uns aber noch nicht die Autotür zu öffnen, falls er noch da ist und die Gelegenheit endgültig zur Flucht benutzt. Wir stellen das halbe Auto auf den Kopf und können ihn in der Enge nicht finden. Also doch Tür auf, damit ich mich besser bewegen kann. Handschuhfach? Nein!

Dahinter gibt es noch eine Verkleidung, die sich lösen lässt – und da sitzt der Strolch. Auf einen herzhaften Biss von einem verängstigten Tier gefasst, greife ich zu. Notfalls würde ich ihm jetzt auch den Schwanz festhalten, nur um ihn zu erwischen. Aber alles geht gut, er lässt sich greifen und in den Reisekarton zurückstopfen. Fütterverbot für alle!

Die nächsten 50 km brauchen wir zur Beruhigung unserer Nerven.

Nach 15 Stunden kommen wir zu Hause an. Alle sind erschöpft. Noch die Siebenschläfer füttern und in ihren großen Karton umsetzen und dann gehen alle ins Bett.

21. August 2007, 7. Tag


Auf Grund des anhaltenden Dauerregens und fortschreitendem Heimweh, haben wir beschlossen, doch morgen früh schon abzureisen. Wir haben einen kleinen Weinkarton zum Reiseabteil umgebaut. Da die Bilche sowieso fast den ganzen Tag schlafen, wird ihnen der Karton genügen. Ein Nestchen ist gemütlich ausgepolstert und an der Kartonwand befestigt, damit es während der Autofahrt nicht herumrutscht. Alle drei haben das Abteil schon mal einzeln besucht und markiert.

19. August 2007, 5. Tag


Wieder eine Nacht gut überstanden. Es geht allen gut und sie scheinen zu gedeihen. Leider haben wir keine Waage hier, um das auch überprüfen zu können.

Nach unseren Internet-Recherchen müssen die drei so um die drei Wochen alt sein (als wir sie fanden).

Langsam verändern sich ihre knotigen Schwänzchen. Es scheint als wären sie von einer Haut umgeben, die sich langsam löst und einige Härchen freigibt.

Wir legen nun kleine Apfel- und Birnenstücke in den Käfig, an denen sie sich bedienen. Aber um einen Überblick zu behalten, wer wieviel frisst, füttern wir sie noch täglich mit dem Löffel.

18. August 2007 , 4. Tag


Die Wärmflasche war eine prima Idee von Dirk. Es geht allen gut und sie sind munter und hungrig. Am Abend geht es mächtig los im Karton, alle wuseln herum, schubsen sich gegenseitig von den Ästen und ziehen sich am Schwanz. Alles ohne Einsatz von Stimme, aber sehr lautstark. Einer nagt sogar hartnäckig an der Rinde eines Astes. Wir hoffen, die Streitereien sind nur Spiel und sie tun sich nicht ernsthaft weh. Schließlich haben wir auch gelernt, dass der Schwanz, wie bei den Degus eine Sollbruchstelle hat und leicht abgerissen werden kann.

Inzwischen kann man sie ganz gut unterscheiden.

Piccolo ist der Kleinste und schleckt beim Fressen nur Flüssiges, während die anderen durchaus schon mal ein Bröckchen kauen.

Gianni ist fast der zutraulichste und schläft gern in der Hand.

Luigi (Foto) hat einen dunklen Rand rund ums Mäulchen (sieht aus wie ein dünner Vollbart), außerdem ist er am unruhigsten in der Hand.

Nach einem späten Abendbrot geben die drei Ruhe bis zum Morgen. (Jedenfalls haben sie keinen Radau gemacht, der uns zum Füttern rief).



17. August 2007, 3. Tag


Riesenschreck am Morgen. Alle drei liegen zusammen und rühren sich nicht. Sie sind ganz kalt und lassen sich nicht aufwecken. Bei genauerem Hinsehen atmen sie ganz leicht. Nach einer halben Stunde in der warmen Hand werden sie wieder richtig munter. Scheinbar waren sie unterkühlt, aber warum ist das in der Nacht zuvor nicht geschehen?

Den Tag verbringen sie mit fressen, schlafen, gestreichelt werden und alle Pflegepersonen anpinkeln. Bilche sind wohl für ihre Unsauberkeit bekannt und benutzen keine Toilettenecken, wie wir bereits bestätigen können. Nach dem ersten Obstbrei wurde der Kot ziemlich weich, was uns schon wieder Sorgen bereitete, aber inzwischen hat sich alles eingepegelt, war wohl nur die Umstellung. Die gekaufte Kondensmilch verschmähen alle drei. Inzwischen fressen sie auch gleichzeitig von einem kleinen Tellerchen.

Am Abend stellen wir ihren Pappkarton auf eine heiße Wärmflasche, die wir im Quartier gefunden haben. Nachts wird immer mal einer von uns wach, der die Flasche wieder erneuern kann.

16. August 2007, 2. Tag


Sie haben die Nacht gut überstanden und sind ganz munter. Obwohl sie auch tagsüber häufig aufwachen und herumlaufen und fressen, scheinen sie eher nachtaktiv zu sein.

Wir müssen unbedingt herausfinden was es für Tiere sind, damit wir nicht etwa mit was Falschem füttern. Sie sind sehr hungrig und verschlingen für so kleine Tiere ziemlich große Portionen, inzwischen vom Löffel, was sehr lustig aussieht.

Heute ist es uns endlich gelungen, in Lugano einen Adapter für den Laptop zu kaufen und somit steht unserer Internet-Recherche nichts mehr im Wege. Unsere drei Vermutungen erweisen sich schnell als falsch, wobei die gespaltene Oberlippe doch eher für Ratte spricht (schade). Aber ich habe noch so eine leise vierte Ahnung und richtig. Die Bilder bei Google sind eindeutig. Unsere Findelkinder sind Siebenschläfer, oder auch Bilche genannt.

Sie trinken bei ihrer Mutter recht fette Milch – haben wir nicht, also morgen Kondensmilch kaufen. Fressen später Obst und Nüsse, oder auch kleine Insekten und Vogeleier und –küken (oh Gott).

Obst haben wir reichlich und so wird gleich mal ein Apfel zerquetscht und angeboten. Zuerst etwas zögerlich, dann aber mit wachsendem Appetit schlecken sie den Brei weg. Da sich einer an einem Stückchen fast verschluckt, wird von nun an Obst gerieben. Es gibt Apfel, Pfirsich, Weintraube (aus dem Garten) und immer noch Haferschleim. Nach dem Fressen haben sie jedes Mal kugelrunde Bäuche und lassen sich von uns massieren und streicheln. Dabei schlafen sie meist schnell in unseren Händen ein.

Ach ja, es sind tatsächlich nachtaktive Baumbewohner, die von Oktober bis Mai Winterschlaf halten.

Im Internet wird geraten, gefundene Bilche zu Hause über den Winter zu bringen und im nächsten Frühjahr auszuwildern. Das wollen wir tun.

Ein kleiner Abendspaziergang führt uns in den Wald, wo wir Äste, Moos und Wurzeln als Pappkarton-Einrichtung sammeln.

Da die drei so gut drauf sind, machen wir uns große Hoffnung, dass sie überleben und wollen ihnen nun auch Namen geben.

Nach einiger Diskussion erhalten sie italienische Namen, da wir hier im italienisch sprechenden Teil der Schweiz sind. Der Kleinste heißt Piccolo und die beiden anderen bekommen die Namen Gianni und Luigi.

15. August 2007, 1. Tag



Heute brachte Carolin von einer Wanderung drei hilflose kleine Wesen in ihren Händen mit nach Hause.

Sie lagen am Straßenrand in einer lebensgefährlichen Situation.

Die drei sind etwa 4cm lang (+4cm Schwanz), haben dichtes graues Fell auf der Oberseite und weißes Fell auf der Unterseite. Die Schwänze sind dunkel und erscheinen glatt und nackt. Auffällig sind ihre großen schwarzen Augen, sehr lange Barthaare und niedliche runde Teddyohren an den Seiten des Kopfes. Der deutlich Kleinste hat noch ganz kleine, schmale Augen, die scheinbar noch nicht lange geöffnet sind.

Sie bewegen sich kaum und scheinen in keinem guten Zustand zu sein.

Wir sind hier im Urlaub im Tessin und somit erstmal ratlos.

In der Wohnung legen wir sie in eine Obstkiste und bieten ihnen Wassertropfen vom Finger an, welches sie gierig ablecken. Nun beginnt das Rätselraten:

- Mäusebabies – dafür sind sie für ihre Größe noch zu hilflos

- Rattenbabies – die Gesichter sind nicht spitz genug und die niedlichen Ohren sind zu weit seitlich

- ausgesetzte Chinchillababies – dafür spricht dieses superdichte graue Fell, aber die Gesichter sind nicht rund genug, außerdem ist der Schwanz nicht puschelig, vermutlich setzt auch keiner kleine wertvolle Chinchillas aus

So kommen wir nicht weiter. Die Kleinen werden etwas munterer und robben unbeholfen auf unseren Händen herum. Im Vorratsschrank finden wir Haferflocken und bieten den dreien Haferschleim an, den sie gierig mit ihren kleinen rauen Zungen vom Finger schlecken, wobei sie kleine Haferflocken verschmähen.

Im Keller unseres Quartiers finden wir einen (wie mir scheint) viel zu großen Pappkarton, der ihr neues zu Hause werden soll (ob sie die Nacht überhaupt überleben??)

Abends werden sie mobiler in ihrem Pappkarton. Mehrmals werden sie mit Haferschleim gefüttert.